Digitale Geschicklichkeit: Der Mensch in der Digitalisierung

Warum Digitalisierung nicht automatisch zur digitalen Transformation führt und was es bedeutet den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, erfährst du in diesem Blogbeitrag.

Der Mensch im Mittelpunkt: Was nach einem Thema der Philosophie klingt, ist laut Marktforschungsriesen Gartner einer der Top-Trends in der Zukunft der Arbeit - also Thema der Wirtschaft.

Den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, bedeutet im Kontext der Digitalisierung, dass technologische Entwicklungen und digitale Transformationen mit Bedacht und unter Berücksichtigung der menschlichen Faktoren und Auswirkungen durchgeführt werden sollten.

Was so naheliegend klingt, wird im Silicon-Valley-Mindset, also bei denjenigen, die digitale Technologien besonders vorantreiben, wenig berücksichtigt. Hier lautet es: Für jedes Problem gibt es eine technische Lösung. Die Technologie steht als “Retter” im Mittelpunkt und der Mensch als Problemursache und mangelhaftes Geschöpf daneben. Hier sollen Technologien, den Menschen “übermenschlich” optimieren oder ersetzen und damit die Welt verbessern. Dieses Denken hat Google, Facebook und Co viel Erfolg gebracht, kann jedoch dazu führen, dass der Mensch und seine Bedürfnisse in den Hintergrund geraten.

Dass das so nicht funktioniert, wird in der realen Anwendung in Unternehmen zunehmend deutlich.

Digitalisierung gibt uns die Werkzeuge, digitale Transformation lehrt uns, wie wir sie sinnvoll nutzen.”

Laut Gartner halten es 90% der Geschäftsführer für wichtig, ihr Unternehmen digital zu transformieren. 83% haben allerdings nicht den Eindruck, darin große Fortschritte zum machen, obwohl 81% der Mitarbeiter sagen, dass sie die Technologie haben, die sie benötigen, um effektiv zu arbeiten. Kurz: Top-Down Strategien zur digitalen Transformation scheitern oft.

Der Grund dafür ist vor allem, dass verantwortliche Führungskräfte es unterschätzt haben, welchen Einfluss Verhalten, Einstellung und benötigte digitale Kompetenzen der Mitarbeiter darauf haben, dass Technologien gewinnbringend eingesetzt werden können.

Die Covid-19-Pandemie hat die Digitalisierung in die Unternehmen gebracht, jedoch wurde dadurch die erhoffte digitale Transformation, welche in der Regel Effizienzsteigerungen und Gewinnmaximierung mit sich bringt, oft nicht in dem erwarteten Umfang erreicht.

Ein der Hauptursachen dafür ist, dass viele Initiativen zur digitalen Transformation nicht ausreichend darauf abzielen, den Mitarbeitern und Führungskräften die notwendigen digitalen Fähigkeiten zu vermitteln. Sie sollten nicht nur wissen, wie sie Technologien anwenden, sondern auch das Streben entwickeln, durch den Einsatz von aktuellen und zukünftigen Technologien erfolgreich zu sein.

Transformationen erfolgen in Unternehmen selten faktenbasiert und rational, sondern oft politisch und emotional. Es ist also nur konsequent, sich auch auf die Menschen und deren Emotionen zu konzentrieren.

Es ist wichtig, dass wir Technologie als Werkzeug betrachten, das uns dabei hilft, unsere Ziele zu erreichen, und nicht als einen Ersatz für menschliche Fähigkeiten und Talente.

Es ist nicht der technische Fortschritt, der die Menschheit vorantreibt, sondern es sind die Menschen selbst.”

 

Was bedeutet digitale Geschicklichkeit?

Gartner definiert die digitale Geschicklichkeit oder auch digitale Dexterität (digital dexterity) als eine Kombination aus Überzeugungen, Denkweisen und Verhaltensweisen von Mitarbeitern. Diese Mitarbeiter haben eine 3.3 mal höhere Wahrscheinlichkeit, digitale Geschäftsziele zu erreichen, als Mitarbeiter mit einer geringen digitalen Geschicklichkeit.

Digitale Dexterität bezeichnet also die Fähigkeit einer Person oder Organisation, digitale Technologien und Tools effektiv zu nutzen und sich an Veränderungen oder neue Technologien im digitalen Bereich anzupassen. Sie umfasst sowohl technische Fähigkeiten, wie das Verständnis und die Bedienung von Software und Geräten, als auch kognitive Fähigkeiten, wie das Verständnis digitaler Prozesse, digitale Lernbereitschaft und die Fähigkeit, digitale Technologien für Problemlösungen kreativ einzusetzen.

Digitale Möglichkeiten zu nutzen ist für den Unternehmenserfolg wichtiger denn je. Aber nur im Schnitt 24% der Mitarbeiter sind dafür bereit, neue, technologiegetriebene Arbeitsweisen anzunehmen.

Wenn also laut Gartner 81% der Mitarbeiter in Unternehmen sagen, sie haben die Technologie, um effizienter und effektiver zu arbeiten, Unternehmen aber keine signifikante digitale Transformation ihres Unternehmens sehen, fehlt den Mitarbeitern das richtige Maß an digitaler Geschicklichkeit.

Allerdings verändern sich die Produkte der digitalen Technologien so schnell, dass Fähigkeiten und Wissen permanent angepasst werden müssen.

Wenn die Mitarbeiter nicht in der Lage sind, die Technologie zu nutzen, kann das zu verschwendeten Investitionen führen und sogar dazu führen, dass die Mitarbeiter sich noch mehr gegen Veränderungen sperren.

 


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Wie du die digitale Geschicklichkeit in deinem Unternehmen steigern kannst

Werden Mitarbeiter mit Apps und Tools alleine gelassen, kann eine App-Müdigkeit und Überforderung entstehen. Also genau das Gegenteil dessen, was erreicht werden soll.

Der menschenzentrierte Ansatz sollte sich in jedem Aspekt des Unternehmens widerspiegeln, insbesondere bei der Auswahl der Technologie. Unternehmen sollten nicht nur von der nächsten großen Innovation geblendet werden, sondern sich vielmehr darauf konzentrieren, wie diese Technologien das Arbeiten für ihre Mitarbeiter erleichtern und sie in ihrer Entwicklung fördern können. Das bedeutet, dass die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Technologie nicht allein auf ihrer Leistungsfähigkeit beruhen sollte. Sie sollte auch berücksichtigen, inwiefern sie die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiter beeinflusst. Und dass die Mitarbeiter mit der Technologie auch zurecht kommen und es ihnen einen wirklichen Mehrwert bietet.

SaaS-Tools, die dazu da sind, die Produktivität zu erhöhen und bessere Ergebnisse zu erzielen, funktionieren nur, wenn alle Mitarbeiter diese neue und effektivere Art der Arbeit auch vollständig annehmen und beherrschen. Je geschickter ein Mitarbeiter im Umgang mit diese Tools ist, desto erfolgreicher ist er auch. Wenn es jedoch Verständnisprobleme oder Abneigung gibt, kann das zu Frustration und “workarounds” führen und die Vorteile können ihr Potenzial nicht entfalten.

Es ist also wichtig, die digitale Kompetenzen und die Ambitionen, digital zu arbeiten, der Mitarbeiter zu fördern.

Gleichzeitig solle nicht an einem herkömmlichen IT-zentriertem Ansatz festgehalten werden, denn dieser kann nicht mit dem schnellen Wandel der Technologie mithalten.

 

Strategien, um digitale Geschicklichkeit zu verbessern

Wir haben hier 6 Strategien aufgelistet, die dir dabei helfen können, die digitale Geschicklichkeit deiner Mitarbeiter und deines Unternehmens zu fördern:

Strategie #1: Beginne auf Führungsebene

Es ist viel einfacher, neue Technologien in deinem Team einzuführen, wenn die Führungskräfte ein klare klare Strategie haben und die Tool ggf. selbst nutzen und die Motivation vorleben. Sei also offen für Neues und inspiriere Dein Team, es Dir gleichzutun!

Strategie #2: Schaffe eine Kultur des ständigen Lernens

Jeder macht mal Fehler und das ist auch gut so! Lass dein Team wissen, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen, solange man daraus lernt. Schaffe eine Atmosphäre, in der deine Mitarbeiter sich trauen, neue Dinge auszuprobieren. Ermutige dein Team, ständig nach neuen Möglichkeiten zur Verbesserung zu suchen. Lass sie wissen, dass stetige Verbesserung und Anpassung wichtige Bestandteile eurer Arbeit sind.

Strategie #3: Setze auf Bildung und Weiterbildung

Investiere in Schulungen, um die digitalen Fähigkeiten Deines Teams zu verbessern. Das kann alles sein, von formellen Kursen bis hin zu informellen Lernmöglichkeiten. Sorge dafür, dass Dein Team Zugang zu den richtigen Lernmaterialien und Werkzeugen hat. Dazu könnten zum Beispiel Online-Kurse, Webinare oder sogar die neuesten digitalen Tools gehören.

Strategie #4: Fördere Zusammenarbeit und Austausch

Eine digitale Transformation ist ein teamweites Unterfangen und erfordert Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Förderung der Kommunikation und des Austausches zwischen den Abteilungen ist unerlässlich, um Wissen und Fähigkeiten zu teilen und das Unternehmen als Ganzes voranzubringen.

Strategie #5: Lobe und belohne Fortschritte

Schaffe Anreize für die Entwicklung digitaler Fähigkeiten. Das könnte bedeuten, Lernziele zu belohnen, Erfolge zu feiern oder Fortschritte in der digitalen Geschicklichkeit bei den Leistungsbeurteilungen zu berücksichtigen.

Strategie #6: Kontinuierliche Bewertung und Anpassung

Es ist wichtig, den Fortschritt in der digitalen Transformation kontinuierlich zu überprüfen und anzupassen, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen wirksam sind und die Ziele erreicht werden. Nutze Feedback-Schleifen, um zu erfahren, was funktioniert und was verbessert werden kann.

 

Fazit

In der heutigen digitalen Zeit steht der Mensch im Mittelpunkt der Veränderung. Technologie ist unser Werkzeug und soll menschliche Fähigkeiten und Talente ergänzen, nicht ersetzen. Digitale Fähigkeiten, d.h. die Fähigkeit, digitale Technologien und Werkzeuge effektiv zu nutzen und sich an digitale Veränderungen anzupassen, sind für den Erfolg eines Unternehmens unerlässlich. Es genügt nicht, Zugang zur Technologie zu haben: Es ist ebenso wichtig, die notwendigen Fähigkeiten zu haben und den Willen, sie effektiv einzusetzen. Um diese Fähigkeiten zu fördern, ist es wichtig, auf allen Ebenen, von der Führungsebene bis hin zur Mitarbeiterbasis, eine Kultur des Lernens und der ständigen Anpassung zu schaffen.

Der Mensch treibt den technologischen Fortschritt voran, indem er Technologien in seinem alltäglichen Ablauf gebraucht und diesen Ablauf dadurch optimiert. Durch die Förderung digitaler Fähigkeiten auf individueller und organisatorischer Ebene erreichen wir unsere digitalen Ziele und meistern den Wandel in der sich ständig verändernden digitalen Landschaft. Wie wir diesen Wandel gestalten und Technologie nutzen, um unser Leben und unsere Arbeit zu verbessern, liegt in unserer Hand.

 

Quellenangabe

  1. Kropp, B., Smith, A., & Cain, M. (2021, October 4). How to Build Digital Dexterity Into Your Workforce. Harvard Business Review. https://hbr.org/2021/10/how-to-build-digital-dexterity-into-your-workforce
  2. Severson, L., Cain, M., & Paulman, T. (2022, October 5). What Are the Digital Dexterity Skills Necessary to Support New Ways of Working? Gartner. https://www.gartner.com/document/4019564?ref=solrAll&refval=372891721& 
  3. Human Resources Research Team. (2023, March 22). How CHROs Can Promote Employees’ Digital Dexterity. Gartner. https://www.gartner.com/doc/4201399?ref=solrAll&refval=372444525&
  4. Procurement Research Team. (2019, December 12; updated 2022, November 23). Developing Employee Competencies for Digital Dexterity. Gartner. https://www.gartner.com/doc/3976254?ref=solrAll&refval=372444525&
  5. Severson, L., Cain, M., & Paulman, T. (2022, October 5). What Are the Digital Dexterity Skills Necessary to Support New Ways of Working? Gartner. https://www.gartner.com/document/4019564?ref=solrAll&refval=372444525
  6. Procurement Research Team. (2019, June 27). Digital Dexterity and Talent for the Digital Age. Gartner. https://www.gartner.com/document/code/708082?ref=authbody&refval=

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