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Rüstzeit: Alles, was du wissen musst

Die Rüstzeit ist ein fester Bestandteil des Arbeitsalltages in Unternehmen. Wir zeigen, welche Tätigkeiten zur Rüstzeit zählen und wie du mit Hilfe moderner Tools deine Vor- und Nacharbeit deutlich verringern kannst.

Bild: Rüstzeit

Effiziente Rüstzeiten sparen Zeit, Kosten und Nerven. Ob in der industriellen Fertigung oder im Handwerk – je schneller Maschinen, Werkzeuge oder Arbeitsplätze vorbereitet, umgerüstet und nachbearbeitet werden, desto produktiver der Arbeitsprozess. In unserem Wissenstext erfährst du, wie du Rüstzeiten optimierst, indem du Vor- und Nacharbeiten effizient gestaltest, Stillstand reduzierst und den Arbeitsfluss verbesserst.

Key Takeaways:

  • Rüstzeit umfasst alle Vorbereitungs-, Umrüst- und Nachbearbeitungsprozesse, die erforderlich sind, um Maschinen, Werkzeuge oder Arbeitsplätze für die nächste Arbeitsaufgabe bereitzustellen.
  • Mit der richtigen Strategie lässt sich die Rüstzeit drastisch verkürzen: Methoden wie SMED (Single Minute Exchange of Die), Schnellwechselsysteme und eine vorausschauende Planung optimieren den Rüstprozess und erhöhen die Produktivität.
  • Handwerk und Industrie profitieren gleichermaßen von reduzierter Rüstzeit: Ob in der Schreinerei, Metallverarbeitung oder im Maschinenbau – effizient gestaltete Rüstprozesse steigern die Produktivität, indem sie mehr Zeit für tatsächlich wertschöpfende Tätigkeiten lassen.

Rüstzeit: Was ist das eigentlich?

Die Rüstzeit umfasst alle Tätigkeiten, die notwendig sind, um Maschinen, Werkzeuge oder Arbeitsplätze für die nächste Aufgabe vorzubereiten. Sie spielt eine zentrale Rolle in zahlreichen Branchen – von der industriellen Fertigung und dem Handwerk über Logistik und Service bis hin zu Bürotätigkeiten. Hier eine Liste von Tätigkeiten, die zur Rüstzeit gehören:

  • Materialbereitstellung: Werkzeuge, Bauteile und Rohstoffe beschaffen.
  • Maschinen einrichten: Das Wechseln von Werkzeugen sowie die Einstellung von Parametern.
  • Fahrzeuge beladen: Material, Werkzeuge und Maschinen verstauen.
  • Arbeitsplatz vorbereiten: Das Einrichten der Werkbank, die Positionierung von Geräten oder auch die Vorbereitung des Bauplatzes.
  • Sicherheitsprüfungen durchführen: Maschinenchecks durchführen und Schutzausrüstung anlegen.
  • Dokumentation erledigen: Checklisten abhaken und Arbeitsaufträge prüfen.
  • Mitarbeiter abstimmen: Das Team mit den anstehenden Arbeitsabläufen bekannt machen.

Man unterscheidet zwei Arten von Rüstzeiten

  • Interne Rüstzeit: Arbeiten, die nur bei unterbrochenem Arbeitsprozess durchgeführt werden können, z. B. das Umrüsten einer Maschine, das Hochfahren eines Computers oder das Einrichten eines Arbeitsplatzes.
  • Externe Rüstzeit: Tätigkeiten, die parallel zum laufenden Betrieb erfolgen können, etwa die Bereitstellung von Werkzeugen, Materialien oder Dokumenten.

Die Dauer der Rüstzeit hängt von der Arbeitsumgebung, den eingesetzten Systemen und der Effizienz der Abläufe ab. Durch optimierte Prozesse lassen sich Rüstzeiten minimieren, um Produktivität und Arbeitsfluss zu verbessern.

Rüstzeit und Arbeitszeit

Rüstzeiten sind grundsätzlich Bestandteil der Arbeitszeit, vorausgesetzt, sie sind unmittelbar für die Durchführung der anstehenden Arbeitsaufgabe erforderlich. Das Einstellen von Maschinen beispielsweise ist eine zwingend notwendige Voraussetzung für die Bedienung derselben. Die Zeit, die der Mitarbeiter mit der Kalibrierung verbringt, muss dementsprechend als Arbeitszeit vergütet werden.

Unternehmen, die ihre Rüstzeiten durch effiziente Prozesse verkürzen, können damit zugleich die Zeit erhöhen, die ihre Mitarbeiter mit produktiven, wertschöpfenden Tätigkeiten verbringen.

Warum sind lange Rüstzeiten problematisch?

Umgekehrt gilt demnach: Je länger die Rüstzeiten sind, desto höher ist auch der Zeitanteil, den Mitarbeiter mit nicht wertschöpfender Tätigkeit verbringen, was direkte Auswirkungen auf Kosten und Effizienz hat. Unternehmen, die lange Rüstzeiten außer Acht lassen, verschenken Optimierungspotential. Hier die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Bessere Nutzung der Arbeitszeit: Kürzere Rüstzeiten verringern den Anteil unproduktiver Tätigkeiten und sorgen dafür, dass mehr Zeit in die eigentliche Wertschöpfung fließt.
  • Geringere Kosten durch effizientere Abläufe: Jede unnötige Minute im Rüstprozess bindet Personal- und Maschinenkapazitäten, ohne dass ein Produkt entsteht. Effiziente Abläufe reduzieren diese versteckten Kosten.
  • Flexiblere Produktion: Kürzere Umrüstzeiten ermöglichen eine schnellere Anpassung an wechselnde Anforderungen und erleichtern die wirtschaftliche Fertigung kleinerer Losgrößen.
  • Reduzierte Verschwendung: Unstrukturierte Rüstprozesse führen oft zu Materialverlusten, Fehldrucken oder Ausschuss. Optimierte Abläufe vermeiden unnötige Korrekturen und sparen Ressourcen.

Methoden zur Reduzierung der Rüstzeit

Die Verkürzung der Rüstzeit erfordert eine systematische Analyse bestehender Abläufe. Neben der SMED-Methode (Single Minute Exchange of Die) gibt es zahlreiche bewährte Strategien zur Optimierung, die wir im Folgenden vorstellen wollen.

SMED-Methode: Schneller Werkzeug- und Arbeitsplatzwechsel

Die SMED-Methode ist eine bewährte Technik zur Verkürzung von Rüstzeiten und lässt sich in Produktion und Handwerk anwenden:

  1. Unterscheidung zwischen internen und externen Rüstvorgängen
    • Interne Rüstvorgänge erfolgen bei Maschinenstillstand (z. B. Werkzeugwechsel).
    • Externe Rüstvorgänge können während des Betriebs erledigt werden (z. B. Materialbereitstellung).
    • Ziel: So viele interne Tätigkeiten wie möglich in externe umwandeln.
  2. Optimierung interner Rüstprozesse
    • Verwendung von Schnellwechselsystemen für Werkzeuge und Materialien.
    • Reduzierung der Anzahl an Befestigungen und Schrauben zur Beschleunigung von Umbauten.
    • Einführung präziser Positionierungssysteme für Werkzeuge und Bauteile.
  3. Standardisierung und Vereinfachung von Abläufen
    • Einheitliche Arbeitsabläufe definieren und durch Checklisten absichern.
    • Automatisierte Anleitungen und visuelle Hilfsmittel nutzen.
  4. Kontinuierliche Verbesserung (Kaizen-Prinzip)
    • Regelmäßige Analysen der Rüstprozesse zur Identifikation von Einsparpotenzialen.
    • Einbindung der Mitarbeiter zur stetigen Prozessoptimierung.

Einsatz digitaler Tools und Softwarelösungen

  • Digitale Checklisten unterstützen eine strukturierte und fehlerfreie Rüstvorbereitung.
  • Planungssoftware ermöglicht die vorausschauende Koordination von Arbeitsabläufen, um Stillstände zu vermeiden.
  • IoT-gestützte Systeme liefern Echtzeitdaten zu Maschinenstatus und Prozessfortschritt.
  • KI-gestützte Analysen helfen, Engpässe zu identifizieren und Optimierungspotenzial aufzuzeigen.

Automatisierung und Robotik im Rüstprozess

  • Automatisierte Werkzeugwechsler verkürzen die Umrüstzeiten erheblich.
  • Kollaborative Roboter (Cobots) unterstützen Rüstprozesse mit hoher Präzision.

Schulung und Mitarbeiterbeteiligung

  • Regelmäßige Schulungen stellen sicher, dass Mitarbeiter Best Practices kennen.
  • Feedback-Runden ermöglichen praxisnahe Verbesserungen.

Digitalisierung als Schlüssel zur Rüstzeitoptimierung

Durch digitale Lösungen kann die Rüstzeit sowohl in Produktionsbetrieben als auch im Handwerk erheblich reduziert werden.

  • Digitale Wartungspläne

    Sie sorgen für eine frühzeitige Vorbereitung von Umrüstungen. Maschinen und Anlagen können durch geplante Wartungsintervalle rechtzeitig überprüft werden, sodass unerwartete Stillstände vermieden werden. Zudem lassen sich Ersatzteile und Werkzeuge frühzeitig beschaffen, um Verzögerungen im Umrüstprozess zu verhindern.

  • Mobile Service-Apps

    Sie ermöglichen schnelle Umstellungen durch digitale Arbeitsanweisungen. Mitarbeitende erhalten über mobile Endgeräte detaillierte Anleitungen, Checklisten und Schritt-für-Schritt-Anweisungen für den Rüstvorgang. Dies reduziert Fehlerquellen und stellt sicher, dass alle notwendigen Arbeitsschritte effizient durchgeführt werden.

  • IoT-Sensoren

    Sie erkennen frühzeitig den optimalen Zeitpunkt für Umrüstungen. Durch die kontinuierliche Erfassung und Analyse von Maschinendaten können Verschleißerscheinungen rechtzeitig erkannt und Rüstprozesse vorausschauend geplant werden. Predictive Maintenance reduziert ungeplante Stillstände und ermöglicht eine ressourcenschonende Nutzung der Anlagen.

  • Echtzeit-Datenerfassung und Analyse

    Sie ermöglichen eine kontinuierliche Optimierung der Rüstzeiten. Digitale Systeme erfassen die Dauer und Effizienz von Umrüstprozessen und liefern wertvolle Erkenntnisse zur Prozessverbesserung. Auf Basis dieser Daten können Unternehmen Schwachstellen identifizieren, Best Practices ableiten und Optimierungsmaßnahmen gezielt umsetzen.

  • Wie kann ich Rüstzeiten ohne große Investitionen senken?

    Schon kleine Änderungen, wie Checklisten oder standardisierte Arbeitsabläufe, können helfen.

  • Ist SMED auch für kleine Handwerksbetriebe geeignet?

    Ja, insbesondere durch die Trennung von internen und externen Rüstvorgängen lassen sich Zeitersparnisse erzielen.

  • Was sind typische Fehler bei der Rüstzeitoptimierung?

    Häufige Fehler sind unzureichende Planung, mangelnde Mitarbeitereinbindung und fehlende Standardisierung.

  • Gibt es branchenspezifische Unterschiede bei der Rüstzeit?

    Ja, während Produktionsunternehmen oft mit Maschinenumstellungen arbeiten, betrifft es im Handwerk die Einrichtung von Werkstätten oder Baustellen.

  • Wie kann ich erkennen, ob meine Rüstzeiten zu hoch sind?

    Ein Vergleich mit Branchenwerten und eine genaue Analyse der Abläufe zeigen Verbesserungspotenziale.

Fazit:

Die Optimierung der Rüstzeit ist ein zentraler Hebel zur Effizienzsteigerung in Produktion und Handwerk. Mit Methoden wie SMED, Automatisierung und Digitalisierung lassen sich Umrüstprozesse erheblich beschleunigen. Unternehmen, die aktiv an der Reduktion ihrer Rüstzeiten arbeiten, profitieren von niedrigeren Kosten, höherer Produktivität und zufriedeneren Kunden. Wer den Wandel zu optimierten Prozessen nicht verschläft, sichert sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil.

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