Zukunft des Handwerks - Mit digitalen Lösungen gegen den Fachkräftemangel!

Über die Zukunft des Handwerks wird viel gesprochen. Themen wie Digitalisierung, Fachkräftemangel, Nachwuchsförderung und Energieeffizienz stehen dabei ebenso auf dem Plan wie potentielle Marktveränderungen und der daraus resultierende Wettbewerbsdruck. Dass der Diskurs um die Zukunft des Handwerks insbesondere für die Handwerker selbst oftmals mit Verunsicherung verbunden ist, leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass eine nachhaltige Positionierung in einer rasanten Wirtschaftswelt unternehmerische Umstrukturierungen unumgänglich macht.
Die gute Nachricht: Viele der oben genannten Herausforderungen lassen sich stemmen, insofern Betriebe bereit sind, beim Thema Digitalisierung und Prozessautomation genau hinzuschauen und konsequent anzupacken. Automatisierte Prozesse preisen Energieeffizienz mit ein, ermöglichen ein modernes Arbeiten (was auch für den Nachwuchs interessant ist) und steigern die Produktivität in Unternehmen, so dass auch trotz Fachkräftemangel Wachstum möglich wird.
Wie gelungene Digitalisierung aussieht kann, zeigt das Sanitär- Heizungs- und Elektrounternehmen AquaTherm. Wir haben mit dem Geschäftsführer Andreas Benedix über Prozessoptimierung gesprochen, einen Blick in die Zukunft des Handwerks geworfen und gefragt, wie sich der Markt in der SHK und Elektrobranche verändern wird.
Benedix´ Antwort: Zweifellos wird es große Herausforderungen und tiefgreifende Veränderungen geben. Unternehmen, die ihre Prozesse automatisieren, flexibel und anpassungsfähig sind, können allerdings auch profitieren.
Die Prozesse bei AquaTherm
Das Thema Prozessautomatisierung begann bei AquaTherm bereits 1994, als sich das Unternehmen dazu entschied, ein ERP-System zu implementieren, um alle wichtigen Geschäftsbereiche zentral verwalten zu können. Nachdem die Optimierungsmöglichkeiten ausgeschöpft waren, suchte man anschließend lange Zeit nach einer Softwarelösung, die dem Anforderungsprofil des Unternehmens entsprach. 2018 stieß Geschäftsführer Andreas Benedix dann auf mfr als digitale Lösung für die mobile Steuerung von Monteuren und Technikern im Außendienst.
AquaTherm implementierte mfr on-top zum bestehenden ERP-System, um die ganze Bandbreite abzudecken und Prozesse allumfassend zu automatisieren. Seither läuft alles papierlos. Alle Mitarbeiter werden zeitgleich über Auftragsänderungen informiert, Techniker und Monteure können präziser geleitet und eingesetzt werden, was Zeit spart und die Effizienz der Einsätze um ein Vielfaches erhöht hat.
“Wir haben jetzt 40 Techniker draußen plus Auszubildende, die können wir telefonisch nicht mehr führen, das ist keine Möglichkeit. Und da ist mfr® für uns wirklich der große Game-Changer gewesen.”
Durch die lückenlose Abbildung der Prozesse konnte man bei AquaTherm Datensilos und Unterbrechungen in den Abläufen schnell beseitigen. Leerfahrten existieren quasi nicht mehr und Mitarbeiter können so eingesetzt werden, dass am Ende mehr abrechenbare Stunden mit dem Endkunden herauskommen.
Ein weiteres wichtiges Thema für Andreas Benedix: Werk- und Rüstzeit. Auch hier habe man dank mfr enorm reduzieren können. Wie das aussieht? Die Monteure und Techniker bekommen die Waren entweder direkt aufs Fahrzeug geladen oder durch einen eigenen Versand direkt zur Baustelle geliefert. Alle benötigten Materialien sind dadurch rechtzeitig am Einsatzort vorhanden, und die Arbeiter können sofort mit dem Auftrag beginnen.
Wie hat die Optimierung geholfen?
So konnte AquaTherm die Produktivität enorm erhöhen. Ein Vorteil, der sich auch in blanke Zahlen übersetzen lässt, wie Benedix in einem Beispiel anbringt:
“Wenn ich 40 Techniker habe und sage, jeder Techniker wäre eine Stunde pro Tag produktiver, dann wären das 40 Stunden am Tag - 200 Stunden die Woche. Bei 70 Euro die Stunde, ist das Einsparungspotential natürlich enorm.”
Seit zwei Jahren wertet AuqaTherm wöchentlich die produktiven Stunden aus. Diese Informationen werden transparent gemacht und den Technikern mitgegeben. So kann auch nach Neuanstellungen geprüft werden, ob die Produktivität tatsächlich steigt.
“Wir haben in unserem Bereich einen Fachkräftemangel, das ist so.”
Die produktiven Stunden der Mitarbeiter erhöhen - kann das auch ein Ansatz ein, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken? Bis zu einem gewissen Grad schon, sagt Benedix, auch wenn er die Herausforderungen auf diesem Feld durchaus sieht und ernst nimmt:
„Wir haben in unserem Bereich einen Fachkräftemangel, das ist so, auch wenn einige sagen “Nein” - aber der Fachkräftemangel ist massiv.”
Zugleich verweist er auf Studien, die zeigen, dass Mitarbeiter in der Handwerkerbranche nur 50% der Stunden produktiv sind. Genau hier könne man ansetzen, um mehr Manpower zu bekommen.
„Wenn wir rechnen: Wir haben 30.000 Betriebe in Deutschland, mit X Mitarbeitern. Würden wir es schaffen, dass jeder dieser Mitarbeiter 10% mehr produktive Stunden hätte, dann würde sich der Fachkräftemangel etwas relativieren.“
Herausforderungen bei der Digitalisierung
Um das zu erreichen, müssen Unternehmen digitalisieren. Ein Prozess, der durchaus mit Schwierigkeiten verbunden sein kann, wie Andreas Benedix aus eigener Erfahrung weiß. Für Techniker und Monteure, erklärt er, bedeute der Umstieg auf digitale Tools oftmals ein kultureller Umbruch. Daher sei es wichtig, die Mitarbeiter wirklich mitzunehmen, sie an neue Arbeitsweisen und Abläufe heranzuführen.
“Digitalisierung lebt nur dann, wenn sie angewendet und wirklich gelebt wird”, so Benedix. Sehen Mitarbeiter die Einführungen neuer Tools als Hemmschwelle, wird auch die Prozessoptimierung nicht gelingen. Der Mitarbeiter muss sehen, wo der Mehrwert und die Vorteile der neuen Tools liegen.
Blick in die Zukunft - “Dann ist der Handwerker irgendwann nur noch Lohnschrauber…”
Wie wird sich das Handwerk in Zukunft verändern? Welche Marktentwicklungen sind bereits heute absehbar? Wo könnten potentiell Schwierigkeiten auftreten? Bezogen auf die Bereiche SHK und Elektro spricht Benedix von exorbitanten Veränderungen; insbesondere was den dreistufigen Vertriebsweg betrifft:
“Meine These ist, dass die großen Großhändler bestehen bleiben, die werden es schaffen - das sind aber nur eine Handvoll in Deutschland. Die mittleren Großhändler werden strukturell Probleme kriegen. Die kleinen Großhändler werden sich Nischen suchen und gucken, dass sie andere Wege gehen.”
In den Handwerksbetrieben selbst wird es ebenfalls erhebliche Wandlungen geben, die im Kern auf den Fakt zurückzuführen sind, dass die Hersteller selbst immer mehr Service anbieten. Das Handwerk, so Benedix, müsse unglaublich aufpassen, wenn es um die Verlagerung seiner Kernkompetenz geht. Wenn Hersteller und Industrie die Handwerkstätigkeiten als Service mitliefern, ist das Handwerk irgendwann substituierbar. Ein Beispiel:
“Wenn ich höre, dass wir heute einen Anteil von über 60 Prozent haben bei der Inbetriebnahme der Wärmepumpen durch die Hersteller und Industrie, dann ist das mit Vorsicht zu genießen. Dann ist der Handwerker irgendwann nur noch der Lohnschrauber, der wirklich nur noch den Mittelteil macht.”
Soll heißen: Wenn sowohl der Vertrieb als auch die Instandsetzung und der nachträgliche Service vom Händler übernommen wird, bleibt für das Handwerk nur noch wenig Platz.
Wie sollten sich Unternehmen aufstellen?
Um auf künftige Transformationen vorbereitete zu sein, sei es wichtig, mit den Entwicklungen zu gehen, so Benedix. Das bedeute, auch dann neue Wege einzuschlagen, wenn sie nicht der eigenen Kernkompetenz entsprechen.
Um sich für neue Geschäftsmodelle zu öffnen, muss man sich von alten Strukturen verabschieden. Einer der wichtigsten Faktoren in einer modernen Geschäftswelt ist die Flexibilität. Unternehmen, die nicht anpassungsbereit sind und die technische Erneuerungen des digitalen Fortschritts außer Acht lassen, werden es schwer haben, sich wettbewerbsfähig zu positionieren. Ebenso wichtig ist eine genaue Marktbeobachtung.
Auf die Gewerke SHK und Elektro bezogen, sieht Benedix die Klimatisierung und Kältetechnik als die großen zukünftigen Themen. Um den damit verbundenen Herausforderungen gerecht zu werden und Kunden einen allumfassenden Ansatz zu bieten, werden die Gewerke fusionieren müssen. Dabei spielten auch die Optimierungsmöglichkeiten durch künstliche Intelligenz eine Rolle. Weitere wichtige Themen seien natürlich Mitarbeitergewinnung, Recruting-Ansätze und Nachwuchsförderung, die man nicht aus den Augen verlieren dürfe.
Die Zukunft des Handwerks ist digital
Halten wir abschließend fest: Wie in anderen Branchen auch, wird die Zukunft des Handwerks von großen Umstrukturierungen geprägt sein, auf die sich Unternehmen - wollen sie nicht von der Konkurrenz abgehängt werden - frühzeitig vorbereiten sollten. Dabei ist die Implementierung digitaler Lösungen unerlässlich.
Durch den Einsatz digitaler Tools kann die ohnehin geleistete Arbeitszeit strukturiert und dadurch produktiver werden. Zugleich führt der digitale Weg zu mehr Flexibilität, was eine der wichtigsten Voraussetzung für Anpassung und Neuausrichtung ist.
Unternehmen wie AquaTherm zeigen, dass der richtige Ansatz nicht nur zu einer höheren Produktivität und nachhaltigem Wachstum, sondern auch zu Beständigkeit und resilienten Strukturen führen kann.