Wie Windkraftanlagen-Profis ihren Kundendienst in Echtzeit steuern

Wartung und Reparatur in über 100 Metern Höhe – Höhenangst sollten Servicetechniker von Windkraftanlagen auf keinen Fall haben. Wir haben einen von ihnen begleitet und geschaut, wie er seine Touren digital organisiert.

Wind spielt eine immer größere Rolle bei der Energiewende. Allein im Jahr 2019 erzeugten fast 30.000 Windkraftanlagen mehr als ein Fünftel des deutschen Stroms. Daran haben auch die Windkraft-Spezialisten und auf Windkraft spezialisierten Serviceunternehmen ihren Anteil. Sie sorgen durch regelmäßige Inspektionen und notwendige Reparaturen dafür, dass die Windparks nicht ins Stocken geraten. Einer von ihnen ist Hauke Schulz, ein nordfriesisches Original. Schon in der Umwelt-AG seiner Schule engagierte er sich für den Umweltschutz in seiner Region. Eine Exkursion führte ihn auch ins Innere einer Windkraftanlage – und von da stand fest, dass er später als Windkraft-Techniker arbeiten möchte.

Er fand sogar in seiner Region einen mittelständischem Servicebetrieb, bei dem er seit seiner Ausbildung arbeitet. Kommunen, Energiegenossenschaften, Landwirte und Bürgerwindparks gehören zu seinen Kunden. Jeden Tag ist Hauke fast 100 Kilometer unterwegs, um die weit verstreuten Windanlagen zu warten. Immer mit dabei: sein Dienst-iPhone. Darauf ist eine Software installiert, über die sein Betrieb den gesamten Kundenservice steuert. Tatsächlich war auch das ein Argument für diesen Betrieb. Hauke ist mit Smartphones viel vertrauter und schneller als mit Papier und Stift. „Die älteren Kollegen mussten bis vor wenigen Jahren noch ihre Auftragszettel früh aus einer Ablage im Büro holen und die Rapportzettel selbst ausfüllen und wieder im Büro abgeben. Dort wurde dann alles abgetippt – super umständlich“, findet Hauke. Genauso kennt er Geschichten von ewig langen Umwegen, weil sich ein neuer Kollege aus einer anderen Region hier noch nicht so gut auskannte.

Digitale Auftragsplanung, inklusive Wartungs-Checklisten

Das kann heute nicht mehr passieren. Mithilfe der Software läuft die komplette Auftragsabwicklung und Routenplanung digital ab. Die Innendienst-Mitarbeiter schauen im integrierten Kalender, welcher Techniker Zeit hat und wer bereits in der Nähe einen anderen Auftrag hat. Dann einmal speichern und sofort erhält der Techniker eine Push-Nachricht auf das Smartphone: „Neuer Auftrag“. In der digitalen Auftragskarte sind alle Kontaktdaten und To Do’s eingetragen. Bei Stammkunden sind sogar bei jedem Windrad die wichtigsten Anlagendaten eingetragen. So weiß jeder Techniker, was ihn erwartet und welche Ersatzteile er einpacken muss bzw. welche Wartung ansteht.

Die App auf dem Tablet lotst Hauke auch direkt hin zu einem Auftrag – durch die Echtzeitdaten von Google Maps garantiert auf der jeweils schnellsten Route. Bei den regelmäßigen Inspektionen gibt es nicht nur unzählige Leiterstufen hochzuklettern. Er muss auch sehr viele elektrische und mechanische Komponenten prüfen und dokumentieren – ein komplexer Vorgang mit klaren Prüfroutinen. Um nichts zu vergessen, hat sein Betrieb in der App digitale Checklisten und Serviceberichte von speziellen Windkraft-Inspektionen angelegt. Neben Beschreibungen kann Hauke auch Fotos hochladen und den Status einzelner Bauteile visuell festhalten. Ist er durch mit allen Checks im Turbinenturm, schließt er den Auftrag in wenigen Klicks ab.

Schneller handeln bei Havarien

Bei Reparaturen trägt er in die App auch die verwendeten Materialien und seine Arbeitszeiten ein. In beiden Fällen landen alle Auftragsdaten sicher in einem Cloud-Speicher, sodass die Daten jederzeit synchron sind – sowohl am Rechner im Büro oder auf dem Smartphone des Technikers. Das spart unnötige Mehrfahrten und beschleunigt nahezu alle Prozesse. So erhalten die Anlagenbetreiber schneller ihre Prüfprotokolle und der Betrieb kann früher seine Rechnungen stellen.

Und bei Havarien kann der Innendienst einfach online schauen, ob Hauke in der Nähe ist und die notwendigen Ersatzteile bereits an Bord hat. Durch das Extra-Modul „Mobiles Lager“ sind nämlich auch die geladenen Materialien von jedem Transporter in Echtzeit einzusehen.

Doch etwas kann auch kein Smartphone ersetzen: den herrlichen Live-Ausblick vom Turbinenturm aus.

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