Rüstzeit verringern, Arbeitszeit erhöhen: So gehts!

Gutes Handwerk umfasst nicht nur professionell ausgeführte Arbeiten, sondern auch eine sauber strukturierte Vor- und Nachbereitung der Einsätze. Dazu gehören das korrekte Einstellen von Maschinen, das Beladen von Fahrzeugen und die Bereitstellung von Materialien sowie nachträgliche Qualitätsprüfungen und Kontrollarbeiten. Die Zeit, die Handwerker für diese Tätigkeiten aufwenden, wird als Rüstzeit bezeichnet.
In diesem Beitrag schauen wir uns das Verhältnis von Rüst- und Arbeitszeit etwas genauer an und zeigen, wie Handwerker ihre Rüstzeiten durch effiziente Prozesse verringern und somit ihre produktiven Stunden erhöhen können.
Was ist Rüstzeit?
Die Rüstzeit bezeichnet die Zeit, die Arbeitnehmer benötigen, um ihre eigentliche Tätigkeit - die produktive Arbeitsleistung - vor- und nachzubereiten. Die Rüstzeit ist also ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitsprozesses und sorgt dafür, dass ein reibungsloser Arbeitsablauf gewährleistet ist.
Unter Rüstzeiten fallen - je nach Branche - unterschiedliche Tätigkeiten. Im Handwerk kommt der Rüstzeit eine wichtige Rolle zu, da eine gewissenhafte Vorbereitungen nicht nur fehlerfreie Arbeitsabläufe gewährleistet, sondern auch für die Sicherheit der Handwerker relevant ist - etwa dann, wenn es um die korrekte Einstellung von Anlagen und Maschinen geht.
Vorbereitende Tätigkeiten im Handwerk
- Beladen von Fahrzeugen sowie die Anfahrt
- das Messen und Markieren
- die Organisation des Projekts
- die Bereitstellung von Materialien und Werkzeugen
- das Einrichten und Kalibrieren von Maschinen und Anlagen.
Nachbereitende Tätigkeiten im Handwerk
- die Qualitätsprüfung
- die Beseitigung von Mängeln
- die Rückführung und Lagerung von Restmaterialien
- abschließende Kontrollarbeiten
Rüstzeit richtig berechnen
Die Rüstzeit eines Mitarbeiters setzt sich grundlegend aus drei wesentlichen Komponenten zusammen: der Rüstgrundzeit, der Rüstverteilzeit und der Rüsterholzeit. Schauen wir uns dazu ein Beispiel an, um die Berechnung zu verdeutlichen:
Rüstgrundzeit
Die Rüstgrundzeit beschreibt die Dauer, die ein Mitarbeiter für alle notwendigen Vorbereitungsarbeiten benötigt. Hierzu gehören beispielsweise das Beladen eines Fahrzeugs oder das Bereitstellen von Werkzeugen.
Beispiel: Ein Servicetechniker benötigt 30 Minuten, um seinen Wagen für einen Einsatz zu beladen.
Rüstverteilzeit
Die Rüstverteilzeit berücksichtigt unvorhergesehene Unterbrechungen, wie das Suchen nach Material oder kurze Rücksprachen. Sie wird prozentual zur Rüstgrundzeit hinzugerechnet.
Beispiel: Bei einer Rüstgrundzeit von 30 Minuten und einem Zuschlag von 5 % ergibt sich eine Rüstverteilzeit von 1,5 Minuten.
Rüsterholzeit
Die Rüsterholzeit dient der Erholung des Mitarbeiters, etwa nach körperlich anstrengenden Vorbereitungsarbeiten. Auch sie wird anteilig zur Rüstgrundzeit berechnet.
Beispiel: Bei einer Rüstgrundzeit von 30 Minuten und einer Rüsterholzeit von 10 % ergibt sich ein zusätzlicher Aufwand von 3 Minuten.
Gesamtrüstzeit
Die Gesamtrüstzeit ergibt sich aus der Summe dieser drei Komponenten. In unserem Beispiel beläuft sie sich auf insgesamt 34,5 Minuten.
Rüstzeit und Arbeitszeit
Die während der Rüstzeit ausgeführten Tätigkeiten bilden die Grundlage für die eigentliche handwerkliche Haupttätigkeit, wie Reparaturen, Installationen oder andere baubezogene Arbeiten. Die Haupttätigkeit selbst fällt dann unter den Begriff der Arbeitszeit.
Die Frage, wann Rüstzeit als Arbeitszeit gilt, lässt sich nicht immer eindeutig beantworten. Ob Rüstzeiten erfasst und abgerechnet werden, hängt von der Art der Tätigkeit, den vertraglichen Vereinbarungen und der branchenüblichen Praxis ab.
Fest steht: Systembedingte Vorbereitungen, die für die Ausführung der handwerklichen Leistung unerlässlich sind – wie Materialbereitstellung oder Werkzeugprüfung – zählen zur Arbeitszeit und sind immer abrechenbar.
Handwerksbetriebe sollten die Rüst- und Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter klar voneinander trennen. Das ist nicht nur für eine präzise Planung der Aufträge wichtig, sondern sorgt auch für mehr Transparenz in der Abrechnung. Wie digitale Tools dabei helfen können, Rüstzeiten genau zu tracken und so zu reduzieren, dass bei gleichbleibender Arbeitszeit mehr produktive Stunden erreicht werden können, schauen wir uns im Folgenden genauer an.
Rüstzeit verringern, Arbeitszeit erhöhen!
Durch den Einsatz digitaler Lösungen können Handwerksbetriebe ihre Arbeitsabläufe automatisieren und ihre Rüstzeiten erheblich reduzieren. So lassen sich die produktiven Arbeitsstunden erhöhen, was mehr abrechenbare Leistungen beim Kunden zur Folge hat und maßgeblich zur Umsatzsteigerung beiträgt.
mfr® PRAXIS: Wie digitale Lösungen zur Verringerung von Rüstzeiten beitragen können, zeigen Unternehmen wie AquaTherm, wo man die Auftragsvorbereitung auf ein Minimum reduzieren konnte. Wie er dabei vorgegangen ist, erklärt Geschäftsführer Andreas Benedix in unserem mfr® Podcast.
Funktionen zur Verringerung der Rüstzeit
Digitale Lösungen bieten die Möglichkeiten, vorhandene und verbaute Materialien genau zu tracken, so dass jederzeit klar ist, wie der Bestand gegenwärtig aussieht und welche Materialien im Lager verfügbar sind. Dadurch können Nachbestellung rechtzeitig getätigt und Engpässe vermieden werden. Darüber hinaus können Materialen passgenau den jeweiligen Projekten und Aufträgen zugeordnet werden.
Eine digitale Einsatz- und Ressourcenplanung sorgt dafür, dass Mitarbeiter, Fahrzeuge und Materialien perfekt aufeinander abgestimmt sind und effizient koordiniert werden. Hierbei helfen Funktionen wie eine automatische Routenberechnung, eine präzise Kapazitätsplanung sowie die intelligente Zuweisung des idealen Technikers. Kriterien wie Entfernung, Qualifikation, Verfügbarkeit und Fahrzeit werden dabei automatisch von der Software berücksichtigt, um jeden Auftrag optimal zu besetzen.
Durch eine mobile App-Anwendung haben Außendienstmitarbeiter jederzeit Zugriff auf alle auftragsrelevanten Informationen und Dokumente, was Vorbereitungs- und Kommunikationszeiten erheblich reduziert. Durch digitale Checklisten ist sichergestellt, dass kein Schritt während der Rüst- und Arbeitszeit übersehen wird. Erledigte Arbeitsschritte werden direkt abgehakt und automatisch dokumentiert, was Nacharbeiten obsolet macht.
Durch eine mobile Zeiterfassung können Rüst- und Arbeitszeiten automatisch erfasst werden, wodurch Ungenauigkeiten ausgeschlossen sind. Dokumente und Informationen werden automatisch in digitalen Bautagebüchern gespeichert, von wo aus sie problemlos zur Rechnungsstellung herangezogen werden können.
Analyse- und Optimierungstools helfen dabei, Prozesse effizienter zu gestalten und Rüstzeiten gezielt zu verkürzen. Spezielle Visualisierungs-Tools ermöglichen es, die gesammelte Daten klar darzustellen und genau auszuwerten, wodurch mögliche Schwachstellen im Prozessablauf sichtbar und Optimierungsmöglichkeiten erkennbar werden. Diese Funktionen unterstützen eine flexible Anpassung an Kundenanforderungen und sorgen für einen optimalen Einsatz von Ressourcen.
Fazit
Handwerksbetriebe, die ihre Produktivität erhöhen wollen, haben mit der Verringerung der Rüstzeiten einen effektiven Ansatz. Wenn Vorarbeiten wie Materialbeschaffung und Anfahrtszeiten, und Nacharbeiten wie Auswertung und Dokumentation mittels Softwarelösungen automatisiert werden, sparen Mitarbeiter bis zu eine Stunde täglich.